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11. Dezember 2011 15:58 Uhr

FC Augsburg

Das deutsche Neapel

In den 1970er Jahren wurde das Augsburger Publikum gerne mit den Tifosi in Neapel verglichen. Heute stehen die schwäbischen Fans wieder wie ein Mann hinter ihrer Mannschaft. Von Herbert Schmoll

In den 1970er Jahren wurde das Augsburger Publikum gerne mit den Tifosi in Neapel verglichen. Heute stehen die schwäbischen Fans wieder wie ein Mann hinter ihrer Mannschaft. Foto: Fred Schöllhorn

Spätestens seit dem vergangenen Samstag kommt gerade den älteren Anhängern des FC Augsburg der Vergleich unweigerlich in den Sinn. „Augsburg – das deutsche Neapel“ schrieben in der Saison 1973/74 bundesweit die Gazetten und verglichen das begeisterungsfähige Augsburger Publikum mit den Tifosi in der damaligen europäischen Fußballhochburg Neapel. Damals sorgte der gerade aus Italien heimgekehrte Helmut Haller für eine unglaubliche Begeisterung. Ein einmaliger Vorgang in der Augsburger Fußballgeschichte, so schien es, der sich jetzt, fast 40 Jahre später, zu wiederholen scheint. „Aus der Puppenkiste wird immer mehr ein Hexenkessel“, titelte die Frankfurter Allgemeine Zeitung in ihrer Online-Ausgabe nach dem 1:0-Sieg des FCA am Samstag gegen die Borussen aus Mönchengladbach und schreibt von frenetisch feiernden Zuschauern.

Der Jubel kannte fast keine Grenzen, gerade die 9000 Fans auf der Stehtribüne sangen und tanzten mit den Profis auf dem Rasen um die Wette. Mittendrin auch die Trainer und Offiziellen. Andreas Rettig, der Manager, herzte seine Profis einzeln und fand kaum Worte für das, was sich da in der Arena abspielte. „Ich hoffe nur, dass die Gladbacher keinen Protest einlegen, weil wir mit zwölf Leuten gespielt haben“, witzelte der Geschäftsführer. In der Tat, das Augsburger Publikum spielte seine Rolle als zwölfter Mann einmal mehr perfekt.

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Ein ehemaliger Gladbacher Borusse war es, der mit seinem Siegtreffer zum 1:0 die Arena zum wiederholten Male in dieser Saison in ein Tollhaus verwandelte. Jan-Ingwer Callsen-Bracker, der im Januar dieses Jahres vom Niederrhein an den Lech wechselte, sorgte mit einem abgefälschten Freistoß für den zweiten Heimsieg des Bundesligaaufsteigers in Folge. Der FCA konnte dank der Ergebnisse der Konkurrenten im Tabellenkeller die „Rote Laterne“ des Schlusslichts an den SC Freiburg abgeben.

Freistoß wird in der Mauer abgefälscht

„Auf dem nassen und rutschigen Boden querlegen und vollspann drauf“, schilderte der Torschütze nochmals die Tor-Situation und sein Erfolgsrezept, nachdem vorher Tobias Werner den Ball leicht angetippt hatte. Dass der Ball zudem in der Abwehrmauer der Gäste noch durch Raul Bobadilla abgefälscht wurde, das nahmen die Hausherren zudem noch dankbar hin.

Der vielseitig einsetzbare Defensivakteur Callsen-Bracker demonstrierte mit seinem dritten Saisontreffer auch seine Qualitäten in der Offensive und gilt als der Mann für die wichtigen Tore. In der Partie bei Hertha BSC Berlin erzielte er den 2:2-Ausgleichstreffer, beim 1:0-Sieg in Mainz verwandelte er einen Strafstoß zum ersten Sieg des Vereins in der Bundesliga.

Dass er mit einem „Veilchen“ am linken Auge ein Andenken mit vom Feld nahm, das schmerzte ihn nicht so sehr wie die Tatsache, dass er nach seiner fünften Gelben Karte am kommenden Samstag beim Vorrundenfinale in Hamburg gesperrt ist.

„Ausgerechnet beim HSV“, lamentierte Callsen-Bracker. Denn er ist in der Nähe der Hansestadt aufgewachsen, „viele Bekannte und Verwandte wollten mich dort im Spiel unterstützen“. Trotzdem, auch in Hamburg sieht er Chancen für seine Mannschaft. „Wir haben gegen die Gladbacher gezeigt, dass wir konkurrenzfähig sind.“

Seine Tauglichkeit für das Oberhaus stellte gegen die Gladbacher auch Gibril Sankoh unter Beweis. Vor der Saison galt der Verteidiger aus Sierra Leone als eine feste Größe im Augsburger Abwehrverbund. Doch bisher war die Spielzeit für den 28-Jährigen eher von Pleiten, Pech und Pannen geprägt. Erst musste er gesperrt zusehen, dann lief er seiner Form hinterher und schoss einige schwere Böcke.

Sankoh mutierte zum schlampigen Genie. Und bekam die Quittung. Zuletzt darbte er auf der harten Ersatzbank, gegen die Borussen zeigte er nun endlich, was in ihm steckt. Zweikampfstärke, eine überragende Spielübersicht, spätestens nach der Pause wurde fast jede seiner Aktionen von den Fans stürmisch bejubelt. Seine Klasseleistung wird durch Zahlen untermauert. 88,9 Prozent seiner Pässe kamen bei Teamkollegen an, zudem gewann er 81 Prozent der Zweikämpfe. „Das war meine beste Saisonleistung“, zog der im Sommer 2010 vom niederländischen Erstligisten FC Groningen nach Bayern gewechselte Profi zufrieden Bilanz und ging zu seinen Kollegen in die Kabine.

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