Panther schießen Tabellenführer ab

Samstag, 25. Februar 2012

Es läuft die 37. Spielminute, 4937 Zuschauer stehen Kopf. Die Standing Ovations bereits kurz vor Ende des zweiten Drittels hatten sich die Mannen von Larry Mitchell redlich verdient. Mit einer richtig starken Leistung in einem ebenso guten Eishockeyspiel bezwangen die Augsburger Panther die Berliner Eisbären, den aktuellen Tabellenführer. Der Sieg war in der Höhe zwar glücklich, die 3 Punkte aber verdient, dabei traten die Augsburger ohne ihren bis dato konstantesten Verteidiger Justin Fletcher an, dafür rückte Gauthier wieder in die Mannschaft.

Robert Ott

Spielanalyse von
Robert Ott

Trevelyan macht den Anfang
Für die Panther ist zur Zeit jedes Spiel ein Endspiel im Kampf um die verbleibenden Play-Off-Plätze und so legten sie dementsprechend los: Keine 40 Sekunden waren gespielt, als Trevelyan die erste Chance verzeichnete, der von ihm abgefälschte Brown-Schuss kullerte aber knapp am Tor vorbei. Von Beginn an wurde klar, dass die Panther viel Druck auf die Berliner bereits in deren Zone ausüben wollten, dementsprechend aggressiv gingen sie beim Forecheck zu Werke. Der anstrengenden Spielweise entsprechend hatte so auch die vierte Reihe genügend Einsätze, und so hatte Peter Flache in der 3. Spielminute nach schöner Vorarbeit von Helms die Chance auf den Führungstreffer, scheiterte aber aus naher Distanz an Nationaltorhüter Rob Zepp. Im schnell geführten Spiel machten die Augsburger den bissigeren Eindruck und erarbeiteten sich so auch die besseren Chancen. Erst scheiterte O’Connor per Bauerntrick, anschließend konnte Somma’s Schuss aus bester Position gerade noch geblockt werden.
Beim daraus resultierenden Konter kamen die Berliner erstmals gefährlich vors Panthertor, doch der Ex-Augsburger Olver scheiterte an Weiman, ebenso wie wenig später Mads Christensen. Besser machte es wenig später auf der Gegenseite T.J. Trevelyan, der erst dem Berliner die Scheibe an der eigenen blauen Linie klaute, sich dann im Zweikampf durchsetzte und im daraus resultierenden Alleingang Rob Zepp mit einem schönen Move zur Rückhand keine Chance ließ (10.). Der zweite Ex-Augsburger in Berliner Reihen, Barry Tallackson, wollte dies nicht auf sich sitzen lassen und überlief Daryl Boyle, zog zur Mitte und scheiterte kurz vor dem geplanten Torabschluss an Tyler Weiman, der mit den Beinschonern zur Stelle war.

Weiterhin hochklassiges Eishockeyspiel
In der 14. Spielminute überschlugen sich dann die Ereignisse: Nach einem Fehler in der Augsburger Verteidigung stand Florian Busch völlig frei vor dem Augsburger Tor, die Berliner hatten den Torschrei bereits auf den Lippen, da hinderte John Zeiler mit seinem unbändigen Willen den Berliner noch in letzter Sekunde am Torschuss, daraus resultierte ein Konter der Augsburger, bei welchem Trabucco schön das Tempo verzögerte und dem mittlerweile wieder nach vorne geeilten Zeiler in den Lauf spielte, so dass dieser sofort zum Tor ziehen konnte und stark mit der Rückhand zum 2:0 abschloss. Die Berliner versuchten sich ins Spiel zurück zu kämpfen, doch nach schöner Vorarbeit von Baxmann schoss der junge Vincent Schlenker etwas kläglich am Tor vorbei. So ging es mit einem 2:0 in die Pause, verdient, weil die Augsburger mehr in das Spiel investierten, nahezu alle Zweikämpfe gewannen und auch die besseren Chancen verbuchten. Allerdings stellte sich so manch Zuschauer die Frage, ob die Panther ihrem hohen Tempo nicht früher oder später Tribut zollen müssten. Doch auch im zweiten Drittel ging es in einem schnellen Spieler weiterhin erst einmal auf und ab. Berlin wirkte nun etwas gefährlicher, aber gerade Richie Regehr, einer der besten, wenn nicht der beste Verteidiger der DEL verursachte mit seinem Fehler an der Augsburger blauen Linie ein 2 auf 1, Roloff legt auf O’Connor, der den Pass nur um wenige Zentimeter verpasste. Wenig später hatte dann Tobias Draxinger eine riesige Chance, von Somma bei einer 3 auf 2 Situation schön freigespielt, scheiterte er mit seinem Schuss an Zepp.

Drei-Tore-Führung währt nicht lange
Aus dem daraus resultierenden Bully sollte es dann aber mit der 3:0 Führung klappen: Nach dem Bullygewinn zog Chartier direkt ab und der abgefälschte von Paddock abgefälschte Schuss konnte von Zepp nicht richtig entschärft werden, Moore stand goldrichtig und stocherte zum 3:0 ein (22.). Blöd nur, dass die Berliner die passende Antwort parat hatten. Nachdem in der Augsburger Verteidigung Konfusion herrschte, legte Olver von hinter dem Tor auf Baxmann ab, der mit einem trockenen Direktschuss den chancenlosen Weiman zum 1:3 überwand. Doch die Augsburger ließen sich nicht einschüchtern und hielten sich weiter an die taktische Marschrichtung. Mit einem starken Forechecking erkämpften sich Flache und Moore gemeinsam den Puck, Moore legt selbigen ab zu Paddock, der aus guter Position mit seinem Handgelenksschuss an Zepp scheiterte, der gerade noch mit seiner Schulter klären konnte. Trevelyan wollte dem Ganzen in Nichts nachstehen und erkämpfte sich ebenfalls gegen mehrere Berliner hinter deren Tor den Puck, doch sein Pass auf den vor dem Tor lauernden Gauthier blieb an einem Berliner Schlittschuh hängen, rutschte von dort aber quer vors leere Tor, wo Gauthier aber gegen einen Berliner Verteidiger Bruchteile einer Sekunde zu spät kam (28.). Die Berliner zogen nun das Tempo nochmals an. Minutenlang setzten sie die Augsburger unter Druck, was in mehreren Großchancen resultierte: Ein von Busch abgefälschter Schuss von Constantin Braun verpasste das Tor ebenso knapp, wie Tallackson wenig später den berüchtigten Olver-Querpass vor dem leeren Tor. Wenig später musste Weiman nochmals sein ganzes Können aufbieten, um zwei Hördler und einen Regehr Schuss zu entschärfen. Larry Mitchell hatte nun genug gesehen und nahm seine Auszeit bereits in der 31. Spielminute.

Dies sollte helfen. Zwar hatten die Berliner in Person von Laurin Braun noch eine weitere gute Chance (und die Augsburger hatten dabei Glück, dass er aus bester Position den Puck nicht richtig traf), aber der Spielfluss der Berliner war etwas gebrochen. Die Augsburger kamen nun nicht nur zum Luftholen, sondern auch ihrerseits wieder zu Chancen. Nach einem weiteren aggressiven Forecheck von Paddock hatte Bassen die riesige Gelegenheit auf 4:1 zu erhöhen, entschloss sich aber aus bester Schussposition zur Überraschung aller für einen Querpass, den Moore leider verpasste, im direkten Nachgang stand dann aber Tölzer plötzlich zentral 4 Meter freistehend vor Zepp, konnte den Nationalkeeper aber nicht überwinden.

Trabucco mit der Vorentscheidung
Aus ähnlicher Situation scheiterte in der 44. Spielminute auch Helms, nachdem er von Flache und Gauthier gut eingesetzt wurde. Als die Panther aber wenig später in numerischer Überlegenheit waren, fiel die Vorentscheidung: Zuerst verpasste es Bassen nach starkem Pass von O’Connor noch, den Puck ins leere Tor unterzubringen, anschließend machte er seinen Fauxpas aber wieder wett, als er den Puck schön ins Drittel brachte, unter Druck gut verwaltete und auf Boyle ablegte, der ebenso sehenswert einen Schuss antäuschte, aber schließlich auf Trabucco ablegte, der den Puck zum 4:1 nur noch ins leere Tor schieben musste (37.). Die bereits angesprochenen Standing Ovations folgten, lediglich durch eine kurze Schrecksekunde unterbrochen, als Jon Sim aus kürzester Distanz am stark haltenden Weiman scheiterte. Die Berliner zogen aus nahezu jeder Position ab, spielten eifrig mit, die Großchancen hatten aber die Augsburger, so dass die Panther zwar verdient mit einer Führung in die Kabine gingen, diese aber dem engen Spiel passend 2 Tore zu deutlich ausfiel. Wer dachte, die Berliner würden im letzten Drittel nun ein Feuerwerk abbrennen, sah sich getäuscht. Nicht nur die Augsburger, auch die Berliner hatten wohl schon in den ersten beiden Dritteln ihre Kräfte verbraucht, so dass die Augsburger die Führung ohne große Probleme nach Hause spielten, den Berlinern fiel außer Fernschüssen nichts mehr ein. Ansonsten blockte die Augsburger Mannschaft weiterhin alle gefährlichen Schüsse und wenn es doch mal brannte – wie in der 48. Minute, als Olver und Tallackson hintereinander aus kurzer Entfernung abzogen – dann war Tyler Weiman zur Stelle.

Die Berliner nahmen bereits 5 Minuten vor Spielende ihren Torhüter zu Gunsten eines sechsten Feldspielers vom Eis, konnten allerdings keinerlei Druck erzeugen. Einzig 3 Minuten vor Schluss wurde es nochmals brenzlig, aber Weiman, Draxinger, Chartier und Bassen klärten bei einem Gestochere vor dem Augsburger Tor mit vereinten Kräften. Im Gegenteil, nach einem Befreiungs-Loop überlief Greg Moore mit spielerischer Leichtigkeit den Berliner Verteidiger und schob zum 5:1 Endstand ein.

Fazit
Die Augsburger erkämpften sich diesen Sieg mit unglaublicher Laufbereitschaft in den ersten beiden Dritteln, im letzten Abschnitt spielten sie überraschend abgeklärt ihre Führung nach Hause. Die Berliner schossen zwar viel aufs Tor, hatten dabei aber nicht so große Chancen wie die Augsburger, die diese auch noch besser verwerteten. Wichtig war sicherlich, die Berliner gar nicht zur Entfaltung kommen zu lassen und sie früh unter Druck zu setzen, dies klappte genauso vorzüglich, wie von der Strafbank wegzubleiben, was gegen Darin Olver & Co. ebenfalls ein wichtiger Baustein zum Sieg ist (lediglich eine Strafzeit gegen Rob Brown). Vom Trainer bis zur vierten Sturmreihe eine geschlossene Mannschaftsleistung, gepaart mit dem in dieser Saison so oft vermissten Schussglück führten schlussendlich zu einem verdienten, wenn auch zu hoch ausfallenden Sieg gegen den Spitzenreiter aus Berlin. Im Anbetracht der Siege der Konkurrenz auf einen Play-Off Rang sind diese drei Punkte nur umso wichtiger.