Augsburg. (MS) Die Augsburger befinden sich seit drei Jahren auf einer Berg-und-Tal-Fahrt (2010: Vizemeister; 2011: Tabellenletzter und Stadionchaos; 2012: Qualifikation PrePlayOff und die Stadionsanierung ist auf einem guten Weg)
Obwohl die Saison 2011/12 als erfolgreich bewertet werden kann, kam das Ende in den PrePlayOff gegen die Kölner Haie zu schnell. Dies hinterließ ein divergentes Gefühl. Eine finale Bewertung gelingt mit etwas zeitlichem Abstand jedoch schnell. Aber der Reihe nach.

 

Die Panther-Fans bewegten vor Saisonstart zwei Fragen. Wie hoch ist die Leistungsfähigkeit des (wieder) weitgehend neu zusammen gestellten Teams? Sehen wir nach den Veränderungen im Chaos der Baustelle Curt-Frenzel-Stadion den Puck wieder oder ist die Sicht auf das Spielgeschehen erneut stark beeinträchtigt? Beide Punkte konnten in Kombination beantwortet werden. Ja, das Team funktionierte und die Zuschauer hatten besten Blick auf dessen Leistung. Prompt wurden die ersten sechs Heimspiele gewonnen und somit eine nahezu unzerstörbare, positive Energie zwischen Eisfläche und Rang kreiert.
„Schuld“ daran trug eine stets aufopferungsvoll kämpfende Mannschaft, die durch engagiertes Spiel und viel Körpereinsatz die eigenen Schwächen im Abschluss weitgehend ausgleichen konnte. So gab es 19 Heimsiege zu feiern, wogegen es in den gegnerischen Hallen nicht so gut lief. Erst am 38. Spieltag konnte endlich der erste „Auswärtsdreier“ gefeiert werden. Dies war jedoch eine Art Initialzündung zum richtigen Augenblick. Die Mannen von Trainer Larry Mitchell traten ab diesem Zeitpunkt wie verwandelt bei den Auswärtspartien an und gewannen 5 der restlichen 7 Spiele auf gegnerischem Eis. Dies führte dann zum Entscheidungsspiel um die direkte Play-Off-Qualifikation am letzten Spieltag gegen die DEG Metro Stars, das jedoch leider verloren ging. Das Ergebnis der Ausscheidungsspiele gegen Köln ist bekannt.

 

Max Fedra - © by Eishockey-Magazin


Grundsätzlich basierte der Erfolg der Fuggerstädter auf einer starken Abwehr vor einem starken Torhüter. Mit 131 Gegentreffern belegten sie hinter den Grizzly Adams Wolfsburg (122 Gegentore) Platz 2 in dieser Kategorie. Diese Position gab es für die bayerische Defensive in dieser Kategorie bisher nicht – nicht mal annähernd.
Damit aus dem aktuellen Hoch, im üblichen Wechselspiel der Jahre, kein Tief wird, veränderten die Panther-Verantwortlichen – sehr zur Freude der Fans – ihr Planungsverhalten. Bereits Anfang Januar hatte die Top-Reihe Verträge für die kommende Saison unterschrieben und mit Michael Bakos aus Straubing wurde beinah zeitgleich der erste echte Neuzugang präsentiert. Larry Mitchell (verlängerte im März ebenfalls) hat also bereits 17 Spieler im Kader und dürfte für seine Verhältnisse im Sommer relativ oft den Golfschläger schwingen können. Er hat es sich nach dieser Saison verdient.
Mehr Anspannung dürfte in der Geschäftsführung herrschen. Manager Fedra, der nach einer schweren Erkrankung zum Saisonende zurückkehrte, und Lothar Sigl müssen den Verlust des Hauptsponsors kompensieren. Aus diesem Grund gingen sie wohl auf die erhöhten Forderungen einiger Spieler nicht ein. Es ist dennoch nicht zu erwarten, dass Augsburg in eine ähnliche Situation wie Düsseldorf oder gar München gerät. So weit hinunter soll es selbst in einem schwächeren Jahr nicht gehen.

 

Torhüter

Augsburgs Goalie Tyler Weinman.- © by Heike und Franz Feiner, Eishockey-Magazin


Tyler Weiman (Spiele 40/ Siege 23/ Fangquote 93,2%)

Während Weiman in der Vorbereitung sehr verunsichert wirkte – er selbst sprach von „ungewohnten Winkeln“ – war er ab dem ersten Saisonspiel ein abgeklärter Rückhalt für seine Teamkameraden. Selten stand ein so ruhig agierender Torhüter im Tor der Panther. Weiman belohnte sich mit der zweitbesten Fangquote der DEL-Hauptrunde selbst. Da verziehen ihm die Fans seine haarsträubenden Ausflüge, selbst als diese einige Gegentore zur Konsequenz hatten, gerne. Die Verantwortlichen hätten ihn gerne ein weiteres Jahr in Augsburg gesehen. Trotz einem nachgebessertem Angebot zieht es ihn nach Nürnberg.
Leonardo Conti (8/1/92,3%)
Einen besseren zweiten Torhüter kann man sich in der Fuggerstadt noch immer nicht wünschen. Pflegeleicht – er schluckte eine Rückstufung zur Nr. 3 klaglos. Identifikationsfigur – als langjähriges Talent aus dem eigenen Nachwuchs. Allerdings ist er kein Sieg-Torhüter. Nur ein Sieg in acht Spielen, trotz einer guten Fangquote von 92,3%). Wird deshalb bzw. trotzdem in der neuen Saison zusammen mit Patrick Ehelechner (aus Nürnberg) ein rein deutsches Torhütergespann bilden. Als klare Nr. 2.
Jordan Parise (5/2/94,4%)
Kam während eines verletzungsbedingten Ausfalls von Weiman. Beendete in seinem ersten Einsatz die Auswärtsmisere der Schwaben. Saß anschließend meist als überzähliger Ausländer auf der Tribüne. Ihm wird – trotz guter Werte – wohl nicht zugetraut eine komplette DEL-Saison als Nr. 1 zu bestreiten. Erschwerend kommt hinzu, dass er eine wichtige Kontingentstelle belegen würde. Verlässt nach der Verpflichtung eines rein deutschen Torhütergespanns die Fuggerstadt.

 

Verteidiger
Daryl Boyle (7 Tore, 16 Assists, -6 Plus/Minus)

Konnte in seiner ersten Saison in Europa vollständig überzeugen. Sein gutes Aufbauspiel, seine Übersicht und seine Fähigkeiten an der blauen Linie machten ihn trotz einer negativen Plus-Minus-Statistik zu einem Eckpfeiler der Panther-Defensive. Der punktbeste Verteidiger ist für Larry Mitchell umso wertvoller, da er mit einem deutschen Pass ausgestattet ist. Bleibt ein weiteres Jahr in Augsburg.

Christian Chartier beendet seine Karriere - © by Jan Brüggemann, Eishockey-Magazin

Christian Chartier (5T/ 15A/ +5)
Chartier’s größte Schwäche ist sein Pokerface. Egal wie eng ein Spiel ist, egal wie hart er um die Pucks kämpft – er verzieht keine Miene. Man könnte ihm unterstellen, er spiele nur mit halber Kraft. Tatsächlich macht er einfach viele Dinge richtig und er wartet meist bis sein Gegner eine Reaktion zeigt. In einigen Spielen schlichen sich zunehmend haarsträubende Fehler und Fehlpässe ein. Ein Chartier in Normalform hätte Augsburg geholfen. Er zieht sich jedoch aus dem Eishockey zurück.
Justin Fletcher (2T, 16A, 0)
Nach Florian Schnitzer und Petr Macholda ist Fletcher der Pechvogel der Saison. Seine Plessuren hielten ihn jedoch nicht von einer schnellen Rückkehr auf das Eis ab. Manchmal vielleicht zu früh. Eine Vertragsverlängerung hätte er durch Einsatz und Leistung gerechtfertigt. Wer überlegt noch: Mitchell oder Fletcher? Verbleib offen.
Steffen Tölzer (3T, 7A, +6)
Tölzer ist seit 2005 im Kader der Panther und hat 2011/12 wohl seine stärkste Saison gespielt. Endlich hat er über die gesamte Spielzeit eine konstant gute Defensivleistung geboten. Das Spiel nach vorne hat er deutlich verbessert. Das ein oder andere Mal „verzockte“ er sich in bzw. ging er zu tief ins Angriffsdrittel. Bei den jeweiligen Gegenangriffen konnte er dann nicht auf den Posten sein. Darf den Posten des Dienstältesten in der neuen Saison behalten.
Patrick Seifert (1T, 5A, +12)
Bester Plus-Minus-Wert des gesamten Panther-Teams. Seifert ist definitiv in der DEL angekommen und dies mit einer Durchsetzungskraft, die ihm wohl selbst die Panther Verantwortlichen nicht zugetraut hätten. Begründet sich selbst die zahlreiche Eiszeit mit den Verletzungen der Kollegen. So bescheiden muss Seifert nicht sein. Gehörte verdientermaßen zu den Top-6-Verteidigern. Im letzten Saisonspiel gelang ihm sein erster Treffer in Deutschlands Eliteliga. Nicht nur deshalb für das nächste Jahr gesetzt.
Rob Brown (1T, 5A, +2)
Kam zum Ende der Saison aus der zweiten Liga und konnte in 12 Spielen beweisen, dass er das Zeug zur DEL hat. Da er zudem über einen deutschen Pass verfügt, darf er natürlich bleiben.
Tobias Draxinger (1T, 4A, -7)
Als Ex-Nationalspieler konnte man mehr von ihm erwarten. Wirkte gehemmt und schaffte es kaum seine Körpergröße zur Geltung zu bringen. Nur in wenigen Partien zeigte er seine Klasse. Mitchell glaubt diese im nächsten Jahr öfter herauskitzeln zu können und wird Draxinger spätestens zur Vorbereitung wieder begrüßen können.
Petr Macholda (0T, 0A, -4)
Einer der Pechvögel der Saison – nur 29 Partien. Die Schulter war seine Schwachstelle. Sie beeinträchtigte ihn nach seiner Rückkehr auf Eis sehr stark. Wird nicht zurückkehren.
Manuel Kindl (0T, 0A, 0)
Nach acht Spielen mit wenigen Einsätzen ist eine Wertung nicht möglich. Unter Umständen wird er in der nächsten Spielzeit mehr Eis sehen. Bleibt.

 

Stürmer

John Zeiler, Brian Roloff und Sergio Somma - © by Eishockey-Magazin


Brian Roloff (13 Tore, 27 Vorlagen, -7).

Als eine Art „Last-Minute-Verpflichtung“ wurde Roloff vor der Saison mit vielen Fragezeichen versehen. Diese schüttelte er, mit technisch beschlagenem und sehr klugem Spiel, mühelos ab. Einzig seine Chancenverwertung kann man dem schnellen Schlittschuhläufer zur Last legen. Es war klar, dass die Panther ihn behalten wollen. Das er bleibt ist eine kleine Sensation. Interessenten für einen derartigen Spielertypen gab es sicher genug.
Mario Valery-Trabucco (19T, 15A, -8)
Mit mäßigen Statistiken aus der defensiv geprägten finnischen Liga kam Valery-Trabucco. Mit dieser Ausgangssituation passte er perfekt in das Beuteschema von Larry Mitchell. Er ist ein unermüdlicher Kämpfer mit einem zielgenauen Schuss. In einigen Spielen zu unauffällig. Nimmt er sich weniger Auszeiten als in dieser Saison, kann er zu einem absoluten DEL-Topstürmer werden. Fans und Verantwortliche hoffen darauf. Der Vertrag ist schon mal unter Dach und Fach.
Sergio Somma (15T, 16A, -5)
Die Verpflichtung eines College-Spielers sorgte für Aufregung. Somma davon unbeeindruckt spielte sich in der Vorbereitung in die Top-Reihe mit Roloff und Valery-Trabucco. Für Aufregung sorgte er dort vor allem bei den Gegnern, traf er doch vor allem bis Weihnachten regelmäßig in deren Tor. Kam nach einer Gehirnerschütterung nicht mehr so Recht in Tritt. Darf aber natürlich bleiben und macht somit die Top-Reihe voll, die somit komplett gehalten werden konnte.
Greg Moore (20T, 10A, -3)
Zeigte zu Saisonbeginn solide Leistungen, benötigte jedoch etwas Zeit sich auf die größere Eisfläche umzustellen. Dann fand er die gelungene Mischung aus Körperspiel und Torgefahr. In der heißen Phase war er da und traf – oft doppelt. Leider verlässt er die Panther. Nächstes Ziel Grizzly Adams Wolfsburg.
John Zeiler (7T, 21A, -11)
Der Spieler mit Augsburgs schlechtester Plus-Minus-Statistik darf bleiben. Er tat genau das, wofür er geholt wurde: Rackern, Forechecken und auf den Körper gehen. Dafür und für seine offene Art lieben in die Fans. Bei Mitchell und Moeser kam dies ebenso gut an. Zeiler wird auch in der kommenden Saison das Augsburger Jersey überziehen.

Sean O´Connor - © by Eishockey-Magazin

Sean O’Connor (12T, 11A, -8)
Die Augsburger Panther boten in jedem Heimspiel gute Unterhaltung. Durch „Hooligan“ O’Connor wurden es Events. Egal ob er sich bereits beim Eröffnungs-Bully einen Gegner vorknüpfte, nach Spielende strippte und tanzte – der Kapitän war immer mit vollem Körpereinsatz dabei. Man sah ihn im einigen Situationen an, dass er sich stark zusammen reißen musste, um die Schlägerei zu vermeiden und damit unter Umständen sein Team zu schwächen. Insofern kann es als Coup bewertet werden, als Larry Mitchell ihn zum Kapitän machte. Mal sehen was aus ihm in Ingolstadt wird und ob er sich traut in Augsburg die Handschuhe auszuziehen.
Thomas Jordan Trevelyan (6T, 15A, +2)
Wohl kaum einer rang mit den in ihn gesetzten Erwartungen das ganze Jahr so stark wie T.J. Trevelyan. Zwanzig Tore hatte er sich vorgenommen. Nun diese gelangen ihm nicht, dafür blockte er gefühlt pro Spiel mindestens so viele Schüsse des Gegners. Seine Beine schienen die abgefeuerten Hartgummischeiben wie Magnete anzuziehen. Aufgrund seines unermüdlichen Einsatzes ist die Vertragsverlängerung absolut begründet. Er wird alles dafür tun im nächsten Jahr die „20“ in der Torstatistik stehen zu haben.
Chad Bassen (9T, 16A, +7)
Seine Vertragsverlängerung ist absolut nachvollziehbar. Kam im Laufe der Saison immer besser ins Spiel und konnte die Erwartungen mehr als erfüllen. Mit seiner Geschwindigkeit und seinen technischen Fähigkeiten ist er sowohl als Konterspieler und ebenso als „Puckträger“ wertvoll. Defensiv überraschend effektiv.
Kyle Helms (4T, 15A, +5)
Bassens Sturmpartner darf ebenfalls im nächsten Jahr die Schlittschuh für die Panther schnüren. Besonders muss man erwähnen, dass beide entscheidend zur defensiven Stärke der Augsburger beigetragen haben. Helms kann dabei durchaus als Terrier bezeichnet werden. Ihm ist kein Weg zu weit, um dem Gegner den Puck zu stehlen.
Cam Paddock (3T, 5A, +5)
Kam als „Ersatz“ für Jeffrey Szwez und zeigte in den 13 Partien, dass er eine Verstärkung sein kann. Verdrängte Gauthier auf die Tribüne. Paddock ist ein Spieler der den Puck behaupten kann. Die Technik dazu ist da, zusätzlich steht er unglaublich stabil auf den Schlittschuhen. Angeblich hat Augsburg eine Option, die jedoch noch nicht gezogen wurde.
Peter Flache (0T, 4A, +1)
Flaches Auftrag: Körperliche Präsenz. Diese zeigte er zu hundert Prozent. Nachdem „Hooligan“ O’Connor nach Ingolstadt geht, wird er nach seiner Vertragsverlängerung sicher etwas an seinem Strafzeitenkonto arbeiten dürfen. Wenn er den Puck bei einem Schuss doch nur annähernd in Richtung Tor lenken könnte – aktuell ziehen die Torhüter die Handschuhe aus, wenn Flache ausholt.

Panthercoach Larry Mitchell . - © by ISPFD (sportfotocenter.de)

Florian Schnitzer (2T, 0A, +1)
mit nur 16 Einsätze und mehreren Knochenbrüchen ist er unbestritten der Pechvogel der Saison. Zeigte in diesen wenigen Einsätzen jedoch, dass er einem Team helfen kann. Zukunft offen.
Gabe Gauthier (2T, 8A, -4)
Ihm fehlte nahezu alles, was einen typischen Mitchell-Spieler ausmacht. Fitness, Geschwindigkeit und Einsatz. Saß verdient das ein oder andere Mal als überzähliger Kontingentspieler auf der Tribüne. Wird in die DEL nicht mehr zurückkehren.
Andreas Farny (2T, 0A, -1)
Der Youngster schoß seine beiden ersten DEL-Tore und zeigte damit, dass er weiß wo das Tor steht. Zeigte keinen Respekt vor großen Namen und hat sicher das Potential sich nächstes Jahr in Augsburg und der DEL weiter zu etablieren.

 

Aktueller Kader Augsburger Panther
Tor: Ehelechner (neu aus Nürnberg), Conti
Verteidigung: Boyle, Tölzer, Seifert, Draxinger, Kindl, Bakos (neu aus Straubing)
Sturm: Roloff, Valery-Trabucco, Somma, Zeiler, Trevelyan, Bassen, Helms, Flache, Farny

Trainer: Larry Mitchell, Duane Moeser

 



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